Kerstin Sprott

Kerstin Sprott ist sozialpädagogische Betreuungskraft in Karlstadt an der Mittelschule (Teilzeit), Heilpraktikerin für Psychotherapie, Familien-, Kinder- und Jugendberaterin, Achtsamkeitstrainerin und Fachkraft für TGI. Seit neun Jahren arbeitet sie mit mittlerweile acht Lamas in Retzstadt auf einem kleinen Aussiedlerhof: "Retztal Lamas - Therapie und Erlebnis".

In Ihrem Vortrag berichtet sie über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen mit Lamas.

Fragen an Kerstin Sprott:

Wie arbeitest du mit den Lamas?

Die tiergestützte Arbeit mit Neuweltkameliden kann vielseitig sein. Ich persönlich biete therapeutische Einzelstunden an sowie Angebote für Gruppen aus verschiedenen Einrichtungen wie Altenheimen, Pflegeheimen, ambulante Hilfen wie die des Sternenzelts Kinderhospiz Marktheidenfeld, aber auch für Schulen, Kindergärten, Ferienfreizeiten. Ab und zu besuche ich die eine oder andere Einrichtung mit zwei bis drei Tieren. Außerdem biete ich regelmäßig Wanderungen, Achtsamkeitswanderungen und Ähnliches an. Dennoch muss man sich gut auf die Art der Veranstaltung und die Menschen, die teilnehmen, individuell einstellen.

Welche drei Dinge sollte man unbedingt über die Arbeit mit Lamas wissen?

Neuweldkameliden sind keine Kuscheltiere, sondern Distanztiere. Sie mögen nicht so gerne gestreichelt werden, das Anfassen sollte hier nicht im Mittelpunkt stehen, sondern ein gemeinsames Erlebnis mit dem Tier auf Augenhöhe und dem notwendigen Abstand: Zum Beispiel Beobachtung und  Herdenverhalten verstehen.

Welche drei Dinge werden häufig fälschlicherweise mit Lamas verbunden?

"Lamas spucken mich an..." Falsch! Nur fehlgeprägte Lamas spucken sofort auf sich nähernde Menschen, ein richtig sozialisiertes Tier weicht lieber aus, wenn es die menschliche Nähe nicht will (und bei Alpakas genauso). Das Spucken dient der Kommunikation innerhalb der Herde (Rangordnung, Fressneid, Distanzunterschreitung). Jungtiere dürfen nicht zu viel gestreichelt werden, sie können sonst fehlgeprägt werden, und dann gefährlich für den Menschen sein.

Lamas sind keine Reittiere, sie können zwar Lasten tragen (ca. 20 - 30 Kilo), aber diese nur auf einem speziellen Packsattel. Es dürfen auch keine Kinder auf den Rücken gesetzt werden.

Leckerli wie Apfel, Karotte oder Brot sind für Neuweltkameliden nicht gesund.

Beim Wandern mit den Tieren ist es für die Tiere angenehmer, wenn nicht allzu viele Menschen dabei sind. Manche Lamas können zu zweit geführt werden, manche mögen das aber gar nicht. Und jeder Mensch, der zusätzlich bei einer Wanderung nebenher mitläuft, könnte die Tiere nervös machen.

Was möchtest du den Zuhörerinnen und Zuhörern mit deinem Vortrag vermitteln?

Dass man auch mit einem Distanztier TGI machen kann, aber die Inhalte und Themen sind anders sind, als vielleicht beim Hund oder Pferd.

Es kann zum Beispiel Nähe-Distanzverhalten geschult werden, die eigene Wahrnehmung hinsichtlich Grenzen, das Konzentrieren auf das Hier und Jetzt.

Man sollte seine Tiere unbedingt gut kennen, denn jedes Tier ist charakterlich anders, und so sollte man es entsprechend einsetzen. Lamas brauchen - und lehren uns: Ruhe, Achtsamkeit, Entschleunigung, Feingefühl.

Gibt es eine Übung, die wir gut für die Arbeit mit Lamas nutzen können?

Eine Achtsamkeitsübung, um sich komplett auf das Hier und Jetzt einzustellen: Versuche Dich einen Moment lang in das Tier hineinzuversetzen. Was würdest du von einem Menschen benötigen, damit du ihn näher an dich rankommen lässt, bzw. du seine Nähe für eine Weile gut akzeptieren kannst?